Der Opel Ampera-e gehört mittlerweile zu den meistangekündigten Autos der Welt. In den USA schon als Chevrolet Bolt am Markt, rollen nun erste Kontingente auf Europa zu. Zuerst werden aber jene Märkte bedient, wo die Förderungen für Elektroautos besonders hoch sind (z.B. Norwegen, Holland) oder die Kundschaft auch noch besonders preiselastisch (Schweiz) ist. Immerhin geht es um eine Größenordnung von 40.000 Euro. Österreich kommt später dran, eher erst gegen Ende kommenden Jahres.
Immerhin gehören wir zu den allerersten, die einen Amprea-e leibhaftig im Teststall hatten, was wir auch gleich für einen ausführlichen Test mit Schwerpunkt Reichweitenprofil nutzten (siehe Reichweitenprotokoll). Der Ampera-e ist nur bedingt ein Nachfolger des Ampera, denn der neue mit dem „e“ ist jetzt vollelektrisch, also kein heimlicher Plug-In-Hybrid. Der Ampera-e verzichtet vollkommen auf das Fangnetz Verbrennungsmotor, hat zum Ausgleich aber ziemlich große Batterien eingebaut.
Batterien mit einem Energieinhalt von 60 kWh sind der Schlüssel zur hohen praktischen Reichweite von annähernd 400 Kilometer. Zum Vergleich VW Golf: 35,8 kWh (ca. 200 km), Renault Zoe 41 kWh (ca. 300 km). Damit sind wir schon mitten im Test: Der Ampera-e ist rund um seine Batterien gebaut, deren Gewicht sich auch im Fahrgefühl bemerkbar macht. Der Wagen ist sicher untersteuernd ausgelegt und zeigt frühzeitig, dass es wohl besser ist, keine Rekordgeschwindigkeit in Kurven zu probieren, fühlt sich dynamisch eher wie ein größerer Minivan als ein Kompaktwagen an. Obwohl die schweren Batterien tief liegen, so dass auch die Bodenfreiheit geringer ist als üblich. Da gibt es noch Verbesserungspotenzial vor allem würde ihm eine ausgeklügelte Antriebsschlupfregelung gut tun. Das Lenkrad will in allen Lebenslagen festgehalten werden.
Trotzdem: Der Ampera-e kommt in der Fahrdynamik von allen Elektroautos immer noch dem BMW i3 am nächsten, was natürlich an seinen üppigen 204 PS liegt. Das, was den i3 so einzigartig macht, nämlich der extreme Leichtbau mit Kohlenstofffaser, ist natürlich spürbar. Aber auch BMW wird das CFK-Experiment nicht direkt auf künftige Elektromodelle übertragen.
Es ist tatsächlich gelungen, die Batterien so diskret unterzubringen, dass sie keine Einschränkungen für den Alltag bedeuten. Sitzkomfort, Beinfreiheit, Platzangebot zeigen keine signifikanten Schwächen, das alles kann man als klassenüblich bezeichnen. Die Gestaltung des Innenraumes wirkt sehr bekömmlich, das ist Opel in guter Form, die Verarbeitungsqualität gibt keinen Anlass zur Kritik.
Der Ampera verfügt nur über eine einphasige Lademöglichkeit bei Wechselstrom (maximal 3,7 kW, die im Prospekt angegebenen 7,3 kW sind im österreichischen Stromnetz nicht erlaubt). Das heißt, man kann die Kapazität einer Wallbox mit Drehstromanschluss 400 V und 11 kW oder 22 kW gar nicht nutzen, falls man so eine Möglichkeit für beschleunigtes Laden zu Hause hat (das gilt übrigens auch für viele andere Elektroautos in Serienausstattung). Schnelladen mit 50 kW Gleichstrom an einer öffentlichen Ladesäule geht auch (80 Prozent in einer guten Stunde).
Autor: Rudolf Skarics
Fotos: laggers.at
Opel Ampera-e
Preis: ca. 40.000 Euro, lieferbar ab Ende 2018.
Antrieb: Elektromotor vorne 150 kW (204 PS)/360 Nm, Frontantrieb.
Batterien: Lithium-Ionen 60 kWh.
Laden: einphasig an Wechselstrom 230 V bis 3,7 kW (bis 7,4 kW in USA). Gleichstrom-Schnellladung CCS mit bis zu 50 kW .
Dimensionen: L/B/H/Kofferraum 4164/1765/1594 mm/ 381-1274 l, Räder 215/50 R 17
Gewichte: Leer/Zuladung/Anhängelast 1691/365/- kg.
Fahrleistungen: 0-100 km/h 7,3 sec, Spitze 150 km/h, Normverbrauch 14,5 kWh/100 km. Normreichweite NEFZ/EPA: 520/383 km.