Lithium für Batterien aus Österreich

Das Elektroauto steht aufgrund des hohen Bedarfs an speziellen oft raren Materialien häufig in der Kritik. Die Abkehr vom Erdölverbrennen bedeutet natürlich, dass der Bedarf an anderen Rohstoffen steigt, und zwar um ein Vielfaches der bisher abgebauten Mengen. Das birgt natürlich auch Gefahren für Mensch und Umwelt. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass aus vielen Gründen nicht alles Schmutzige in ärmere Länder und Kontinente ausgelagert werden darf, wie es in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend der Fall war.

Der große Unterschied zwischen Erdöl und edlen Werkstoffen: Während Erdöl zu CO2 verbrennt, sich sozusagen in Luft auflöst, bleiben Werkstoffe auch dann noch verfügbar, wenn sie einmal ihre Funktion eingebüßt haben. Das heißt, durch Batterietechnologie, Elektrotechnik und Elektronik im Auto kommt es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem enormen zusätzlichen Bedarf an raren Metallen und edlen Rostoffen, der sich dann aber durch steigende Recycling-Raten einpendelt und sogar zurückgehen müsste.

Europa besitzt nicht übermäßig viele Rohstoffreserven und ist sehr dicht besiedelt. Deshalb war es in der Vergangenheit naheliegend, immer mehr Rohstoffe außerhalb des Kontinents abzubauen. Mit oftmals viel niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards stellte dies auch das einfachere, höhere Gewinne versprechende Geschäftsmodell dar.

Lithium für Batterien aus Österreich
Masterplan Rohstoffe 2030: Bedarfszuwachs in Prozent bis 2050, Vergleichsjahr 2018. Quelle: Weltbank 2020.

Land der Bergwerke?

Der Druck zur CO2-Minderung und die fragile weltpolitische Lage zwingen die Menschen dazu, Wirtschaftskreisläufe wieder kompakter zu gestalten. Das heißt ganz einfach: Europa kann sich den Luxus nicht mehr leisten, alles was uns nicht so gefällt, einfach auszulagern. Es sind immerhin noch nicht alle Bergwerke zugesperrt. Österreich etwa ist im Magnesit- und Wolframbergbau ein globaler Player. Eine der weltweit renommiertesten Forschungseinrichtungen und Elite-Ausbildungsstätten ist die Montanuniversität Leoben. Neben Sozial- und Umweltaspekten spielt auch ein die Notwendigkeit einer gewissen Eigenversorgung mit kritischen Rohstoffen eine Rolle, alleine schon aus geopolitischen Überlegungen. Deshalb gibt es auch einen Masterplan Rohstoffe 2030 des für Bergbau zuständigen österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, dem die beiden beeindruckenden Graphiken auf dieser Seite entnommen sind. Und allem Anschein nach wird in Kürze auch eine Lithium-Lagerstätte an der Koralm in Wolfsberg, Kärnten, erschlossen.

Das Unternehmen, das dieses durchaus risikoreiche Unterfangen des Lithium-Abbaus betreibt, heißt European Lithium, Eigentümer ist ein australischer Bergbaukonzern. Nach zahlreichen Probebohrungen und Probeabbau erschien die Erschließung der Lithium-Vorkommen in den 1980er Jahren unrentabel. 1991 wurde das staatliche Unternehmen privatisiert, indem man es um einen Schilling an die ebenfalls in Wolfsberg ansässige private Kärntner Montanindustrie verkaufte. Zwanzig Jahre später, 2011, ging es für 9,7 Millionen Euro an die jetzigen Eigentümer, European Lithium, wie Der Standard 2019 berichtete. Die Kosten für die Bewahrung der Substanz und die Aufrechterhaltung der dazugehörigen Explorationslizenzen für KMI sind nicht bekannt. Inzwischen sollte das erste und vorerst einzige Lithium-Bergwerk Europas in Betrieb gehen.

Lithium für Batterien aus Österreich
Masterplan Rohstoffe 2030: Rohstoffbedarf für grüne Technologien in kg/Fahrzeug; Abbildung unten: in kg/MW. Quelle: IEA 2021.

800.000 Tonnen pro Jahr

Corona hat nun offenbar den Zeitplan verzögert, die notwendige Einhaltung strenger Umweltauflagen ist auch nicht unbedingt ein beschleunigender Faktor. Außerdem ist European Lithium an zwei Standorten in der Ukraine aktiv, auch in der östlichen Region Donezk, was für Unsicherheit am Aktienmarkt sorgt.

War vor Corona also noch von Beginn der Bergbautätigkeit 2022 die Rede, rechnet man mittlerweile immerhin mit einem baldigen Abschluss der endgültigen Machbarkeitsstudie. Dann sollen 800.000 Tonnen 1,17-prozentiges Lithiumoxid jährlich gefördert werden. Auch die Weiterverarbeitung zu batteriefähigem Lithium-Hydroxid und Lithium-Carbonat soll in der Region erfolgen.

Rudolf Skarics

Kommentar: Umweltschäden nicht mehr auslagern

Subjektive Bemerkungen des Autors: Die Notwendigkeit, Wirtschaftskreisläufe etwas kompakter zu gestalten, führt letztlich dazu, sich mit den Schäden der menschlichen Tätigkeit in der eigenen Umwelt auseinandersetzen zu müssen. Ein Bergwerk dieses Ausmaßes in der kärntnerisch-steirischen Grenzregion birgt erhebliche Risiken für die Wasserversorgung bis hin zum Mikroklima. Die Ängte der Menschen in der Umbebung sind berechtigt, eine Verunsicherung ist nicht zu leugnen. Die Erfüllung aller österreichischen und europäischen Umwelt- und Naturschutzauflagen sind Voraussetzung und werden von European Lithium auch bestätigt. Aber sie stellen nur einen Teil der Herausforderung dar. Die Formel ist kurz, leicht zu merken aber nicht leicht zu erfüllen: Wenn wir ruhigen Gewissens elektrisch autofahren wollen, muss es gelingen, das Lithium ohne Umweltschäden und trotzdem wirtschaftlich aus der Koralpe rauszubringen.

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