Man kann nicht behaupten, BMW hätte es sich leicht gemacht in Sachen alternativer Antriebe. Schon in den 1980er Jahren setzte man auf Wasserstoff, damals allerdings noch nicht mit Brennstoffzelle sondern in Kombination mit einem Verbrennungsmotor. Und man kann auch nicht sagen, man wäre nicht drauf geblieben auf dem Thema, hätte es nur halbherzig betrieben. Erst 2009 gab man auf. Aber nicht ganz. Schon 2010 präsentierte man die eierlegende Wollmilchsau in Sachen Antriebstechnik. Einen 1erBMW Mit einem Benzinmotor vorne, einem Elektromotor hinten, dazwischen Wasserstoff als Energielieferant und Supercaps als Zwischenspeicher. Weitere Wasserstoffpläne erscheinen aus heutiger Sicht eher vage und wenn, dann sicher in Kombination mit Brennstoffzelle und in Kooperation mit Toyota. Kürzlich wurde ein Kleinserienmodell in der Karosserie des X5 ab 2022 angekündigt, Serienproduktion frühestens 2025, abhängig von der Marktlage.
Man hat ja mit dem vollelektrischen i3 den Puck zwar schon weit nach vorne geschmettert, hat sich mit unheimlicher Energie auf das Thema Elektroauto geschmissen. Der Ehrgeiz war enorm, um nicht zu sagen, geradezu überschießend. Siegeszug wurde aber keiner daraus. Trotzdem: Der i3 ist ein bemerkenswertes Hightech-Gerät, aber mit seiner Kohlenstofffaser-Karosserie zu teuer in der Herstellung. 2013 präsentiert, hat er schon ein Facelift hinter sich und eine mehrmalige Aufstockung der Batteriekapazität und damit der Reichweite. Er ist eines der ganz raren Autos, die bereits ein Stück Automobilgeschichte sind. Die Einstellung war bereits beschlossene Sache, der Neue BMW-Chef Oliver Zipse will ihn weiterleben lassen.
Jetzt steht BMW da, in einer Flut an Bekenntnissen und Ankündigungen zur Elektromobilität seitens der Konkurrenz, und viele haben sich in den vergangenen Tagen doch gefragt: Was ist los mit BMW? Eines ist sicher: Mit dem i8 hat man ein Musterexemplar zum Thema Plug-in-Hybrid abgeliefert und dieses jetzt schon über einige Jahre weiter ausgefeilt. Niemand verkauft im Moment in herkömmlichen Fahrzeugen so viele Plug-in-Hybride wie BMW. Das Schlagwort mit den „elektrifizierten“ Modellen hat man immerhin so gut mit Sinn erfüllt wie kein anderer. Mit dem i3 hat man sich mit Herzblut und aufrichtigem Engagement in eine Öko-Ecke manövriert. Eingefroren irgendwie: Das tolle Auto mit Talent zum Drittwagen bleibt ein Auto mit Talent zum Drittwagen.
Mit einem Elektroauto namens iNext putzt man seit dem Vorjahr diverse Salonauftritte und Auto-Events auf, mit Hinweis auf dessen atemberaubende autonome Funktionen. Der elektrische Mini behübscht seit langem den Modellkonfigurator im Internet, weist aber auch erst seit kurzem zumindest einen Preis aus. Der elektrische X3 kommt erst nächstes Jahr. Eine eigene Elektroplattform, wie etwa VW, wird es auch künftig nicht geben, bestätigt der neue BMW-Chef Oliver Zipse.
Das reine Elektroauto spielt im Zusammenhang mit der Batteriefertigung erstaunlicherweise derzeit keine Rolle. Immer nur ist die Rede von „elektrifizierten Antrieben“, nicht ein einzige Mal fällt das Wort „Elektroauto“. Hier drängt sich folgende Überlegung auf: BMW setzt ganz stark auf die Plug-in-Lösung, benötigt alleine deshalb Batterien ohne Ende, kann damit auch seinen Verbrennungsmotor noch einige Jahre in die Zukunft retten. Danach wird einfach der Verbrennungsmotor durch die Brennstoffzelle (Toyota) ersetzt. Wer das geübt hat und beherrscht, baut Elektroautos nebenbei, wenn sie nachgefragt sind.
Rudolf Skarics