Die wichtigsten Fragen zum Elektroauto

Umweltbilanz: Ist der Umstieg auf ein Elektroauto überhaupt sinnvoll?

Auch wenn sehr oft versucht wird, dem Elektroauto die ökologischen Vorteile abzusprechen oder diese zumindest stark zu relativieren, unter dem Strich und vor allem längerfristig stellt es eine deutlich umweltfreundlichere Möglichkeit für individuelle Fortbewegung dar. Ein Elektroauto erfordert zwar in der Herstellung einen signifikant höheren Energieaufwand, insbesondere wegen der schwergewichtigen Batterien, spart dann aber im Betrieb wegen des exzellenten Wirkungsgrads des Elektroantriebs ein Vielfaches davon ein. Und es ist der einzige naheliegende Weg, von fossilen Kraftstoffen wirklich wegzukommen.

Die wichtigsten Fragen zum Elektroauto
Elektromobilität ist ohne fossilie Energieträger machbar. Foto: laggers.at

Stromverbrauch: Ist ein Elektroauto wirklich so sparsam?

Aufgrund des hohen Wirkungsgrades des Elektroantriebs beträgt der Energieverbrauch beim Fahren nur etwa ein Viertel bis ein Drittel gegenüber einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Wenn man den Stromverbrauch eines Elektroautos nun mit 20 Kilowattstunden auf 100 km annimmt, bei einem Preis von 20 Cent pro kWh, so sind das vier Euro auf 100 km im Vergleich zu sechs bis sieben Euro bei einem Dieselfahrzeug. Das öffentliche Laden und Schnellladen kommt je nach Tarifmodell des Stromversorgers jedoch meist teurer.

Die wichtigsten Fragen zum Elektroauto
Pfusch am Strom: Schlechte Voraussetzungen für Elektromobilität, aber in Österrich nirgends mehr üblilch. Foto: laggers.at

Stromversorgung: Gibt es genug Strom für Elektroautos?

Der Mehrverbrauch an Strom, verursacht durch Elektroautos, ist relativ gering und bewegt sich für die nächsten zehn Jahre in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich. In Summe lässt sich der Strombedarf für die Elektromobilität im Rahmen des Ausbaus erneuerbarer Energieträger wie Wind und Photovoltaik bewältigen. Die Herausforderungen liegen aber in der zeitlichen und räumlichen Verteilung des Stroms. Ausbau und Anpassung der Stromnetze mit kluger Steuerung der Lastverteilung vom öffentlichen Ladenetz bis hin zum letzten Kunden in seiner Tiefgarage lauten die Knackpunkte.

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So solls sein: Sonne und Wind als Energielieferanten für Elektroautos. Foto: laggers.at

Kosten: Wie viel kosten Kauf und Betrieb eines Elektroautos wirklich?

Hier wird am meisten geflunkert. Durch zahlreiche Förderungen und Steuerbegünstigungen versucht der Staat derzeit die Schwelle zum Kauf von Elektroautos herabzusetzen. Dadurch kann ein Elektroauto trotz des deutlich höheren nominellen Kaufpreises auch jetzt schon in einer buchhalterischen Gesamtbilanz mit einem vergleichbaren Verbrenner mithalten und mitunter sogar günstiger erscheinen. Als großer Unsicherheitsfaktor gilt auf jeden Fall der Restwert des Elektrofahrzeugs nach mehreren Jahren. Auf Dauer wird sich der Staat diese Anschubfinanzierung nicht leisten wollen, gleichzeitig wird die Technik billiger. Das Elektroauto steht im Wettbewerb mit den Verbrennern. Das Kostenszenario wird sich also annähern. Billiger fahren werden wir am Ende nicht.

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Der vollelektrische Opel Ampera-e: Verfehlte den fünften Stern im Crash-Test knapp, aber nicht wegen der Batterien, sondern wegen kleiner Unschärfen im Insassenschutz. Foto: EuroNCAP

Sicherheit: Ist ein Elektroauto komfortabel und sicher?

Es gibt keine grundsätzlichen Sicherheitsbedenken bei Elektroautos, es sind weltweit bereits mehrere Millionen in Betrieb. Sie fallen statistisch in keiner Hinsicht durch höhere Brandgefahr oder größere Feuerrisiken auf. Die Crashsicherheit liegt sogar im Spitzenfeld aller getesteten Fahrzeuge. Der Fahrkomfort ist durch den nahezu lautlosen Elektroantrieb in der Regel hervorragend. Der Energieverbrauch für Klimatisierung und Heizung kann sich allerdings deutlich in verringerter Reichweite niederschlagen.

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Realistische Reichweite bei Elektroautos: Mit der zweiten Generation stieg sie von 100 bis 150 km auf 200 bis 300 km. Foto: laggers.at

Reichweite: Wie weit kann ich mit einem Elektroauto wirklich fahren?

Die Reichweitenangaben in den Prospekten sind oft weder realistisch noch vergleichbar, da sie nach unterschiedlichen Normen erfolgen. In der Praxis ist es einfacher. Ein Elektroauto benötigt für 100 km zwischen 15 und 20 Kilowattstunden Energie. Bei üblichen Batteriegrößen zwischen 30 und 40 kWh ergibt dies eine Reichweite von rund 200 Kilometer. Allerding ist die Reichweite stark von der Fahrweise (Geschwindigkeit) und den Umgebungsbedingungen (Temperatur) abhängig, womit die ganze Spanne wohl zwischen 150 und 300 Kilometern liegt. Luxuslimousinen kommen trotz höheren Energieverbrauchs dank monströser und damit sehr teurer Batterien etwas weiter.

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Im Winter schrumpft die Reichweite. Dagegen hilft Garagenhaltung und Vorheizen an der Steckdose. Foto: laggers.at

Laden privat: Benötige ich zuhause eine eigene Ladestation?

In der Regel ja, denn dort steht das Elektroauto die meiste Zeit. Da kann es mit geringer Stromstärke über Nacht langsam geladen werden, was die Lebensdauer der Batterie begünstigt und auch das Stromnetz am wenigsten belastet. Eine übliche Antriebsbatterie mit 30 bis 40 kWh ist auch mit einem 230-Volt-Anschluss am nächsten Morgen wieder voll. Das heißt, eine „kleine“ Wallbox mit 3,7 Kilowatt Anschlussleistung reicht in den meisten Fällen aus, zumal auch die Ladetechnik vieler Elektroautos einen stärkeren Drehstromanschluss mit 11 oder 22 kW gar nicht nützen kann. Laden an einer normalen Steckdose mit dem so genannten Notladekabel dauert besonders lang und ist nur für Ausnahmesituationen gedacht.

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Eine Ladestation zuhause ist eine wichtige Voraussetzung zum Betrieb eines Elektroautos. Es müssen nicht gleich 22 Kilowatt sein. Foto: Daimler AG

Laden öffentlich: Gibt es ausreichend Ladstationen zum Laden unterwegs?

Fast alle E-Autos besitzen eine Schnelllademöglichkeit, die das Laden des Fahrzeugs in weniger als einer Stunde zu 80 Prozent ermöglicht. Und das Netz an öffentlichen Ladestationen reicht prinzipiell aus, um sich im ganzen Land elektrisch fortzubewegen, allerdings mit einigen zum Teil erheblichen Unsicherheitsfaktoren und Einschränkungen. Anders als bei Benzin und Diesel kann man nicht einfach zur nächsten Ladesäule fahren und mit Kreditkarte tanken. Man muss einen Vertrag mit dem jeweiligen Betreiber haben. Damit schränkt sich die Auswahl schon erheblich ein. Und wenn man sich zum Laden anstellen muss, kann es zu Zeitverzögerungen kommen, zumal eine alternative Lademöglichkeit meist zu weit weg ist, um diese mit fast leeren Batterien noch zu erreichen. Kluge Reiseplanung ist deshalb Grundvoraussetzung.

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Das Ladenetz: Tesla ist der einzige Fahrzeugherstgeller mit eigenem Ladenetz. Aber auch die Stromversorger kochen ihre eigenen Süppchen. Kluge Planung der anzufahrenden Ladesgtationen ist deshalb für Fernreisen noch immer notwendig. Foto: laggers.at

Recycling: Wie lange halten Batterien und was geschieht, wenn sie kaputt sind?

Die Autohersteller geben auf die Antriebsbatterien üblicherweise Garantien, die zumindest eine Laufzeit von 8 Jahren und 160.000 Kilometer umfassen bei einer Restkapazität von 70 Prozent. Das bezieht sich aber auf sehr ungünstige Unterhaltsbedingungen, in der gelebten Praxis darf man ruhig eine deutlich höhere Lebenserwartung ansetzen. Der Fahrzeughersteller muss die Batterien kostenlos zurücknehmen. Für wirtschaftliches Recycling ist der Rücklauf derzeit noch zu gering zumal sich gerade erst ein Markt für stationäre Speicher-Anwendung für gebrauchte Auto-Antriebsbatterien entwickelt, wo die Batterien für mehrere weitere Jahre im Einsatz sind. Aufgrund des hohen Anteils an wertvollen Rohstoffen ist der Anreiz für das Recycling jedenfalls sehr hoch.

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Range Rover Plug-in-Hybrid: Theoretisch 51 km Reichweite rein elektrisch. 20.000 Euro Steuerersparnis durch Wegfall der Normverbrauchsabgabe. Nur umweltfreundlich bei intensiver Nutzung des Elektromodus. Foto: Jaguar-Landrover

Plug-In-Hybrid: Machen Plug-In-Hybridautos Sinn?

Eigentlich sind Plug-in-Hybride, also die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor mit Batterien, die nachgeladen werden können, keine sehr kluge Antwort auf die CO2-Problematik, da sie durch zwei Antriebssysteme an Bord bereits bei der Herstellung einen besonders hohen Energieaufwand erfordern. Bei Gebrauch besteht sodann das Risiko, dass sie nur selten von außen nachgeladen werden und somit der Vorteil des rein elektrischen Fahrens nicht entsprechend genützt wird. Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge machen also folglich nur dann Sinn, wenn sie überwiegend rein elektrisch gefahren, also regelmäßig nachgeladen werden.

Rudolf Skarics

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