Mercedes schafft es derzeit, einen unheimlich dynamischen Eindruck zu hinterlassen. Obwohl BMW seine elektrisch Submarke bereits 2010 präsentiert hat und damit fast ein Jahrzehnt Vorsprung haben müsste, stehen die Bayern im Moment in der Öffentlichkeit im Vergleich zu Mercedes alt da. Mercedes hat vor eineinhalb Jahren den Start seiner Elektro-Submarke EQ verkündet. Das erste konkrete Auto, den EQA wird es 2019 geben. Bilder des Konzeptfahrzeugs schwirren schon seit vielen Monaten durch die Medien, nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil man das Thema durch eigene Aktionen über die Modeblogger-Szene spielt und dort die Faszination unreflektiert verstärkt wird, ohne Gefahr zu laufen, mit kritischen Fragen belästigt zu werden. Den Markennamen EQ muss sich Mercedes übrigens mit dem chinesischen Autohersteller Cherry teilen, wobei man sich darauf geeinigt hat, dass Cherry eQ schreibt und nummeriert also eQ1 etc., während Mercedes EQ schreibt und Buchstabiert EQA und so weiter.
CASE als allumfassender Schlüssel in die Zukunft
Dass Mercedes bloß heiße Luft besser ventilierte, kann man nun aber auch nicht sagen. Es steckt schon eine ganze Menge hinter Mercedes’ Zukunftsinitiative, man verkauft das Gedachte aber auch sehr gut, indem man für sehr komplizierte Zusammenhänge hübsche scheinbar leicht fasslich Begriffe installiert. Mit CASE wurde zum Beispiel ein Rahmen für die Zukunftsthemen geschaffen, soll heißen Vernetzung (Connected), autonom Fahren (Autonomous), flexible Nutzung (Shared and Services) und Elektrische Antriebe (Electric). Mercedes me soll persönliche Dienstleistungen zusammenfassen, bedingt aber durch die totale Vernetzung die gläserne Offenbarung der Kundschaft bis hin zur Pulsfrequenz und Empfehlungen des Fahrzeugs für einen gesunden Lebensstil seines Lenkers oder nicht einmal mehr Lenkers (isst vegan!). Für die einen ein bisschen verängstigend, für die anderen verheißungsvoll die Ankündigung: „Der erste reale EQ wird aus Mercedes-Fahrern Mercedes-Passagiere machen.“
Mehr als zehn Elektroautos nach dem Vorbild des EQ bis 2022
Und so sieht der Fahrplan mit dem EQ konkret aus: Derzeit werden Fabriken gebaut für Elektroautos und Batterien, in Deutschland parallel dazu aber auch in China und USA und einem nicht näher genannten vierten Kontinent. Die ersten Autos werden nach Vorbild des Concept EQ 2019 im Werk Rastatt vom Band laufen. Bis 2022 sollen mehr als zehn neue Elektroautos in Serie gehen. Ein zweites und ein drittes waren auch schon zu sehen, nämlich ein Smart EQ und ein futuristischer Transporter. Letztlich soll jede Modellreihe ein Pendant in einer elektrischen Variante erhalten. Wo auf der Welt wie viele Autos wirklich vom Band laufen werden, entscheidet die Nachfrage auf den jeweiligen Märkten. Also bleibt noch ziemlich viel offen.
Rudolf Skarics