Plug-in-Hybrid, eine Überlebensfrage

Die Idee klingt ja einleuchtend: Das Beste aus zwei Welten zu nehmen, nämlich einen Verbrennungsmotor und zusätzlich einen Elektromotor oder umgekehrt. Dann kann man den Umständen entsprechend einfach aussuchen, ob man elektrisch oder mit Verbrenner fährt. Volle Flexibilität und Umweltschonung in einem. Diese Überlegung führt auch dazu, dass das Publikumsinteresse am Thema Plug-in-Hybid enorm ist, also an jenen Hybridautos, mit denen man um die 50 km rein elektrisch fahren kann, die man mit Haushaltsstrom oder an der öffentlichen Ladesäulen betanken kann und mit denen man auch längere Strecken mit Verbrennungsmotor zurücklegen kann. Doch die Sache hat einen riesigen Haken. Zwei Antriebssysteme an Bord sind sehr aufwendig in der Herstellung, von der technischen Komplexität her und in der Folge auch seitens der Kosten und des Ressourcenbedarfs.

Plug-in-Hybrid, eine Überlebensfrage
Erste Generation Plug-in-Hybride. Seither ist nicht wirklich viel passiert. Foto: laggers.at

Kein Geld für Brückentechnologien

Es gibt eigentlich nur eine Erklärung, warum Autohersteller solche Autos bauen: Aufgrund eines politisch abgesegneten Denkfehlers und einer unrealistischen Rechenmethode beim Verbrauchstest weisen sie einen extrem niedrigen CO2-Ausstoß auf – dem Papier, nicht aber in Wirklichkeit. Diese Technik ist das Schlupfloch, durch welches weiterhin verbrauchsintensive Luxuswagen ungehindert auf die Straßen gelangen können. Darüber hinaus haben selbst die Autohersteller keine Freude damit, vor allem, weil sie unterhalb der Luxusklasse im Kostendruck der Massenauto-Segmente kein längerfristig lukratives Geschäftsmodell sehen. Sie brauchen ohnehin sehr viel Geld für die Entwicklung ihrer Elektroauto-Pläne. Die „Brückentechnologie“ namens Plug-in-Hybrid ist also fast nur für extreme Vielfahrer im Luxussegment wirklich attraktiv.

Plug-in-Hybrid, eine Überlebensfrage
Geschaffen für die Luxusklasse: Panamera 4 E-Hybrid Sport Turismo. Foto: Porsche

Plug-in: Derzeit fast bedeutungslos

Wie gering die reale Bedeutung des Themas Plug-in-Hybrid derzeit ist, lässt sich daran erkennen, dass mit der Umstellung auf die jüngste Abgasnorm Euro 6dTEMP viele Plug-in-Hybrid-Modelle wieder vom Markt verschwunden sind, weil sich eine Homologation auf die neue Vorschrift für die Hersteller nicht rentierte. Sogar bei Porsche, wo man auf sagenhaft geringe Verbrauchswerte geradezu angewiesen ist, sind Modelle aus dem Angebot gefallen. Viele Hersteller verweisen deshalb auf die nächste Motorengeneration oder gar auf das nächste Modell, das erst in ein zwei oder drei Jahren kommen wird. Der reale Verkauf an Plug-in-Hybriden liegt jedenfalls derzeit im homöopathischen Bereich. Von knapp 81.000 Personenwagen, die in den ersten drei Monaten 2019 verkauft wurden, finden sich gerade einmal 430 Plug-in-Hybride, gegenüber immerhin 2500 reinen Elektroautos. Den absoluten Negativrekord halten aber hartnäckig die Erdgasautos mit nur 60 Stück.

Plug-in-Hybrid, eine Überlebensfrage
Einer der wenigen schlüssigen und damit erfolgreichen Plug-in-Hybride weltweit: Mitsubishi Outlander. Foto: laggers.at

Plug-in und die CO2-Lüge

Es ist also anzunehmen, dass die Autoindustrie sich ihrer eigenen Durchsetzungskraft selbst nicht mehr sicher ist – jedenfalls im bisher gewohnten Stil. Es ist ja nicht auszuschließen dass die Ermittlungsprozedur für den CO2-Ausstoß von Plug-in-Hybridfahrzeugen plötzlich auf einen realistischen Modus umgestellt werden muss, weil diese seltsame Regel als nächstes nach dem Dieselskandal als das enttarnt wird, was sie ist, nämlich als CO2-Lüge. Deshalb könnte es sein, dass Plug-in-Hybride schon wieder an Beliebtheit verlieren, noch bevor sie überhaupt zu einer nennenswerten realen Bedeutung gelangt wären.

Plug-in-Hybrid, eine Überlebensfrage
Einzig sinnvoller alternativer Antrieb auf lange Sicht neben batterieelektrisch: Wasserstoff mit Brennstoffzelle, hier im Hyundai Nexo. Foto: laggers.at

Wasserstoff als einzige Ergänzung

Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die Autohersteller, vor allem auch getrieben vom chinesischen Markt, bereits das größte Gewicht auf die Elektromobilität legen, dass sie den Verbrenner als kommerzielle Überlebensstrategie weiterführen werden, so lange es sein muss. Parallel dazu verschlingt das Elektrothema aber dermaßen viel Geld, dass man sich mit Zwischenlösungen und so genannten Übergangstechnologien gar nicht lange aufhalten wird können. Das gilt natürlich auch für alle Arten von alternativen und synthetischen Kraftstoffen, die von vorne herein eine sehr schlechte Energiebilanz aufweisen. Am Ende bleibt neben der rein batterieelektrischen Fortbewegung nur mehr die Wasserstoff-Brennstoffzelle, die ja auch zur Elektromobilität zu zählen ist.

Rudolf Skarics

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