Volkswagen hat ja einen ziemlich radikalen Schwenk in Richtung Elektromobilität angekündigt, mit nicht weniger als 70 neuen reinen Elektromodellen und einem Anteil an ausgelieferten Elektroautos von 25 Prozent im Jahr 2025. Das könnte vor allem deshalb funktionieren, weil man am chinesischen Markt zunehmend höhere Elektroautoquoten erfüllen muss. Auch in Europa muss Druck in Richtung Elektromobilität gemacht werden, da hier die Flottenverbrauchsvorgaben nicht anders einzuhalten sein werden.
Chinesisches Lithium
Gleichzeitig und infolgedessen soll sich der weltweite Bedarf an Lithium – von VW einigermaßen unscharf ausgedrückt – „in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln“. Das heißt nichts anderes als dass die Verfügbarkeit von Lithium schon früh genug abgesichert werden muss. Deshalb hat man mit der chinesischen Ganfeng Lithium Co Ltd. mit Sitz in Jiangxi eine Absichtserklärung zur Lieferung von Lithium für die nächsten zehn Jahre abgeschlossen. Die Versorgung mit Lithium ist unter anderem deshalb brisant, da das Leichtmetall derzeit und wohl noch länger nicht wirtschaftlich recycliert werden kann, sondern am Ende des Lebenszyklus verbrannt wird und für immer verloren ist. Von den schweren Metallen werden zwar wesentlich größere Mengen benötigt, sie lassen sich aber besser wiederverwerten.
Bisher übliche Lithium-Batterietypen für Autoantriebe wiesen eine Zusammensetzung aus 60 Prozent Nickel, 20 Prozent Cobalt und 20 Prozent Mangan auf (NMC 622). Das Bestreben, den umwelt- und sozial krititschen Cobalt-Anteil zu verringern, führte zu einer neuen Generation mit 80 Prozent Nickel, 10 Prozent Cobalt und 10 Prozent Mangan. Daraus ergeben sich gute Perspektiven für die kopstspieligere Gewinnung in Minen (siehe Schaubild unten).
Österreichisches Lithium
Auch in Österreich gibt es Lithiumvorkommen, und zwar auf der Koralm im Grenzgebiet zwischen Steiermark und Kärnten. Das Erz soll zu jährlich 10.000 Tonnen Lithium-Hydroxid verarbeitet werden (entspricht 67.000 Tonnen Spodumen-Konzentrat aus 800.000 Tonnen Gestein). Die Mine gehört zu „European Lithium“, einer Tochter eines australischen Bergbaukonzerns. Sie wurde laut „Standard“ bereits in den 1970er Jahren von der Republik Österreich erschlossen, 1991 aber an die Kärntner Montanidustrie des Industriellen Andreas Henckel-Donnersmark um einen Schilling verkauft, der sie 2011 um kolportierte 9,25 Millionen Euro an die Australier weiterverkaufte. Die Mine im Raum Wolfsberg wird von den Anrainern zwiespältig gesehen, da sie nicht nur Arbeitsplätze bringt, sondern auch Verkehr und potenzielle Risiken für das Grundwasser birgt.
Aufgrund der Bedarfsprognosen werden weltweit Lithium-Gewinnungsstätten erschlossen, so kann es sowohl zu Verknappungen als auch zu Überschüssen kommen, ein ideales Feld für risikobereite Spekulanten.
Rudolf Skarics