Das Beratungsunternehmen Deloitte hat gemeinsam mit Uni Klagenfurt, Wirtschaftsuni Wien und Wien Energie soeben eine Studie veröffentlicht, welche die Situation zu erneuerbaren Energien in Österreich beleuchtet. Es handelt sich dabei um eine mittlerweile jährlich stattfindende Erhebung der Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu erneuerbaren Energien. Man sieht das Ergebnis als „Stimmungsbarometer“.
Rückgang beim E-Auto, hoher Zuspruch für Wasserstoff
Beim Thema Elektroauto kam das diesmal frappierend zum Ausdruck. 2018 hatte sich noch die Mehrheit (54 Prozent) als potenzielle Elektroautokäufer gesehen. Derzeit ziehen nur noch 43 Prozent der über tausend Befragten in Betracht, ein Elektroauto zu kaufen. Mehr Erwartungsdruck herrscht beim Thema Wasserstoff in der Mobilität: „Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen, dass sich die Automobilbranche darauf konzentriert.“

Im Bereich Energie und Gebäude gibt es eine „breite Mehrheit für den Ausbau mit Photovoltaik auf Dächern, Fassaden und Freiflächen“. Sehr positiv werden auch Energiegemeinschaften gesehen: „Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Österreicher eine Beteiligung vorstellen, um mit anderen Personen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen.“
Kommentar des Autors:
Auch wenn Befragungen streng nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt werden, die Antworten kommen sehr oft aus dem Bauch der Befragten und würden vielleicht anders lauten, wenn die Befragten länger über die Fragen nachdenken würden. Das heißt, das akademisch strenge Wort Studie übertüncht oft ein wenig die Unschärfe einer Umfrage. Immerhin sprechen auch die Autoren selbst von Stimmungsbarometer, und als solches kann man diese Untersuchung durchaus ernst nehmen.
Dass die Elektroautos in der Wahrnehmung der Bevölkerung an Attraktivität eingebüßt haben, lässt sich wahrscheinlich aus genau dieser Diskrepanz erklären. Sobald die Kaufentscheidung näher rückt, wird wirklich nachgeschaut, nachgerechnet und mit persönlichen Anforderungen abgeglichen. Und dann stellt man fest, dass für Lademöglichkeiten in finanzkräftigen urbanen Gebieten noch enormer Ausbaubedarf besteht. Die Formel ist einfach: Wer sein Elektroauto nicht über Nacht laden kann, wird mit größter Wahrscheinlichkeit keines kaufen. Egal, was man sich aus dem Bauch heraus wünschen würde, das Hirn sagt, geht nicht. Das zweite Hemmnis: Zwar gibt es erhebliche Förderungen und steuerliche Begünstigungen für Firmenwagen, Stichwort Vorsteuerabzug, Sachbezugsbefreiung, private Autokäufer müssen sich im Wesentlichen mit einer staatlichen Ankaufsförderung zufriedengeben. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels ist das Förderkontingent 2021/2022 ausgeschöpft, die Nachfolgeregelung noch nicht bekannt.
Sicher nicht unerheblich vor allem für schaumgebremsten privaten Ankauf ist die Tatsache, dass die Autohersteller möglichst große, teure und luxuriöse Autos anbieten, um ihr Geschäftsziele leichter zu erreichen. Auf einer umfassendere Auswahl an erschwinglichen Klein- und Kompaktwagen, die auch deutlich besser für die Umwelt wären, wird man wohl noch warten müssen, bis der Markt mit fetten Autos gesättigt ist.
Rudolf Skarics