Synthetische Kraftstoffe: Elektrische Energie in flüssiger Form

Die Menschheit ist verwöhnt vom Erdöl, weil in seinen Derivaten namens Benzin und Diesel große Mengen Energie relativ sicher und sehr kompakt gespeichert sind. So einen Wundersaft hätten wir halt gerne auch aus nachhaltigen Quellen. Die gute Nachricht: Es ist tatsächlich machbar. Die schlechte Nachricht: Aber nicht so leicht, weil dieser umweltfreundliche Energieträger nicht einfach aus der Erde sprudelt, sondern eigens sehr aufwendig hergestellt werden muss. Das heißt auch, dass schon für die Produktion synthetischer Kraftstoffe sehr viel Energie aufgewendet werden muss, sogar mehr als am Ende darin an Energie enthalten ist.

Die Systematik ist immer die gleiche: Um bei einem Verbrennungsprozess Bewegungsenergie zu gewinnen, müssen Wasserstoff oder Kohlenstoff oxidiert werden, am besten beides. Wasserstoff und Kohlenstoff sind Hauptbestandteil in Flüssigkeiten und Gasen aus fossilen Quellen.

Synthetische Kraftstoffe: Elektrische Energie in flüssiger Form
Galt 2010 noch als Hoffnung: Biodiesel aus der Jathropa-Pflanze (Tamil Nadu, Indien). Foto: Mercedes-Benz

Biokraftstoffe gegen Lebensmittel

Die einfachste Methode, Kraftstoffe aus regenerativen Quellen herzustellen ist, eine kohlenwasserstoffhältige Substanz aus Pflanzen zu gewinnen, nämlich Alkohol oder Öl als Ersatz für Benzin oder Diesel oder Biogas statt Erdgas oder Flüssiggas. Das Problem: Die Menschheit benötigt dermaßen viel von diesen Energieträgern, dass daraus eine massive Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entsteht. Solche Biokraftstoffe werden zwar derzeit dem Benzin und Diesel in geringen Mengen beigemischt. Als ökologisch sinnvoller Lösungsansatz im großen Stil sind diese Biotreibstoffe aber nicht argumentierbar.

Synthetische Kraftstoffe. Die Menge macht’s

Deshalb setzen Energiewirtschaft und Industrie nunmehr auf eine synthetische Methode zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen, so genannte Electric Fuels, kurz E-Fuels: Mittels Elektrolyse wird aus Wasser der Wasserstoff gewonnen. Dann wird Kohlenstoff aus dem CO2 aus der Umgebungsluft und/oder von Industrieabgasen abgespalten. Aus Wasserstoff und Kohlenstoff wird so genanntes Synthesegas gewonnen, das man danach auch noch verflüssigen kann. Diese Prozesse sind zwar weitgehend sauber und CO2-neutral, aber man muss sehr viel Energie in Form von Strom hineinstecken und bekommt am Ende sehr wenig heraus. Siehe auch e-move-Artikel.

Synthetische Kraftstoffe: Elektrische Energie in flüssiger Form
Für die Herstellung von Audi e-diesel sind verschiedene chemische Reaktionsprozesse nötig. Bild: Audi

Mittlerweile kommt sogar der englische Autozulieferer Ricardo in einer Studie zu dem Schluss, dass die Umstellung des Personenwagenverkehrs auf E-Fuels Verschwendung wäre, weil dieser ohnehin sehr leicht auf batterieelektrischen Antrieb umgestellt werden kann, während es zu E-Fuels im Flugverkehr auch längerfristig keine Alternativen gibt. Einen klaren Blick auf das Thema erlaubt auch die Studie vom österreichischen Umweltbundesamt Öko-Bilanz Pkw 2021.

© Rudolf Skarics

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