Kaum dass sie ein paar Jahre am Markt sind und noch keine zwei Prozent Marktanteil erreicht haben, unterliegen auch die Elektroautos schon den Schwankungen von Modellzyklen. Tesla hat es dabei besonders arg erwischt. Das Interesse ist regelrecht eingebrochen, der bisherige Straßenfeger Model S ist in die Jahre gekommen und hat den Reiz des Neuen verloren, während das Model X offenbar zu sperrig für unsere engen Straßen ist, um den Rückgang bei der großen Limousinen zu kompensieren. Und natürlich fehlt das Model 3, auf das alle warten und dessen Liefertermine in Europa sich immer wieder verschieben.
Rückgang bei den Platzhirschen
Rückgänge auch bei Renault (Zoe) und BMW i3 in der Dimension von 15 Prozent. Während Hyundai seinen Absatz durch Angebotserweiterung (Kona) auf 274 Stück mehr als verdoppeln und Tesla überholen konnte, wartet Konzernbruder Kia auf den elektrischen Niro, der 2019 den elektrischen Soul ablösen wird (- 46 %). BMW hat mit dem i3 ein bisschen Schwung eingebüßt. Die Mercedes B-Klasse, von Anfang an kein Heuler, ist bereits ausgelaufen (-80 %). Medial eher unscheinbar im Auftreten ist das erfolgreichste Elektroauto in Österreich wie auch beim Verbrenner-Antrieb der VW Golf, und zwar mit erheblichem Vorsprung auf die Konkurrenz. Der Golf profitiert nicht nur von der deutlich größeren Reichweite nach seiner technischen Überarbeitung, sondern auch von seiner Marktmacht, die nicht nur einen Dieselskandal hervorbrachte, sondern jetzt auch gleich die Führungsrolle bei den Elektroautos. Auch Nissan hat die Neuauflage des Leaf gutgetan (+52,4 Prozent). Interessanterweise ist der Golf in Deutschland und Europa weit nicht so erfolgreich. Dort liegt er hinter Nissan Leaf und Renault Zoe, und zwar deutlich.
Verzicht ist kein Programm
Klar ist, dass die erste Generation an Elektroautos, die noch ein wenig von der Aura des Verzichts umhüllt war, nur mehr wenig nachgefragt wird. Der Mitsubishi mit dem unsäglichen Namen iMiEV ist bereits aus der Statistik verschwunden, seine Derivate mit Peugeot- und Citroen-Emblem erreichten zusammen keine 30 Stück mehr im ersten Halbjahr 2018.
Firmenwagen ganz vorne
Interessant wäre natürlich auch, wer die Enthusiasten sind, die Elektroautos kaufen. Der Datenschutz lässt logischerweise nur beschränkt Schlüsse zu. Hier wirkt die steuerliche Begünstigung für Firmenwagen wohl am stärksten. Denn mehr als drei Viertel alle Elektroautos, wenngleich mit großem Stolz von ihren Lenkern und Lenkerinnen bewegt, werden auf juristische Personen, Gebietskörperschaften und Unternehmen angemeldet.
Land besser als Stadt
Die Frage ist auch, in welcher Region die Elektroautos den höchsten Zuspruch finden. Für manche ist das Ergebnis logisch, für andere eher überraschend. Die wenigsten Elektroauto werden im Verhältnis zum Gesamtmarkt in Wien zugelassen (1 %), die meisten in Vorarlberg (2,3 %). Die übrigen Bundesländer liegen in einer wenig signifikanten Schwankungsbreite dazwischen. Daraus lassen sich mehrere Schlüsse ziehen oder auch hineininterpretieren: Vorarlberg bietet grundsätzlich ein gutes gesellschaftliches Klima zur Entwicklung der Elektromobilität und das höchste Durchschnittseinkommen der österreichischen Bevölkerung ist sicher auch ein guter Hebel. Auch der hohe Anteil an kleinen Wohneinheiten erleichtert die Errichtung von privaten Ladestationen, eine Grundvoraussetzung zum dauerhaften Betrieb eines eigenen Elektroautos. Die Herstellung privater Ladeanschlüsse ist in Wien alleine bautechnisch um ein Vielfaches schwieriger. Das Ergebnis kann sich aber schnell ändern, wenn etwa größerer Flotten von in Wien ansässigen Unternehmen (Paketdienste etc.) auf Elektroanrieb umsteigen.
Österreich ist Elektroautoland
Der Marktanteil der reinen Elektroautos liegt in Österreich bei 1,6 Prozent (1. Halbjahr 2018), in der EU war uns 2017 nur Holland mit 2,4 % voraus. Norwegen gehört nicht zur EU und ist aufgrund extremer Förderungen mit knapp 27,5 % ein Sonderfall (die oft kolportierten 50 Prozent enthalten auch die Plug-in-Hybride.
Rudolf Skarics